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AutorenbildSarah-Elin Quint

pranayama - Der Atem steht im Fokus

Wie lange können wir ohne zu essen auskommen? - Einige Wochen!

Wie lange können wir ohne zu trinken auskommen? - Einige Tage!

Wie lange können wir ohne zu atmen auskommen? - Maximal einige Minuten!


Der Atem ist so überlebenswichtig und deshalb wir atmen durchgehend und doch sehr unbewusst. Als Yogalehrer versuchen wir immer wieder die Aufmerksamkeit auf den Atem zu legen. Es zählt nicht nur, einfach zu atmen, sondern wie wir atmen. Unsere Atmung kann unser mentales und körperliches Wohlbefinden beeinflussen. Erlangen wir die Kontrolle über den Atem, erlangen wir Kontrolle über den Einfluss auf unser Wohlbefinden. Im ashtanga yoga wird uns eine Methode dafür zur Verfügung gestellt: pranayama.


Aber was bedeutet pranayama?

Das Wort stammt aus dem Sanskrit und besteht aus den Begriffen prana und ayama. prana bedeutet soviel wie Energie oder Atemfluss und ayama bedeutet Selbstkontrolle oder auch Enthaltung. Es kann zum einen damit übersetzt werden die Energie, den Atemfluss zu kontrollieren, aber auch zu zügeln.


Klassisch atmen wir durch die Nase ein und aus, der Mund ist in diesem Prozess nicht inbegriffen. Warum? Die Nase ist das Atemorgan. Der Mund ist zum Essen, Sprechen und Trinken gedacht. Es gibt auch Atemtechniken, die das Luftholen oder Ausatmen durch den Mund beinhalten. Das sind jedoch Ausnahmen. Die nasale Atmung ist die korrekte Form des Luftholens.


Die Atmung versorgt unsere Zellen mit Sauerstoff, sodass sie funktionieren, Energie erzeugen und Abfallstoffe beseitigen können.

Es entstehen viele physiologische Prozesse während der Atmung, aber wir halten uns kurz:

Sauerstoff wird über die Nase aufgenommen, in die Lunge gesogen und dort bis zu den kleinsten Lungenbläschen verteilt. Man kann sich vorstellen, dass in unseren Lungenflügeln Verästelungen sind. An den kleinsten Zweigen liegen die Lungenbläschen. Der Sauerstoff muss also einen langen Weg gehen, um dahin zu gelangen.

Hier findet nun ein Gasaustausch statt. Der Sauerstoff wandelt sich um in Kohlenstoffdioxid und wird mit der Ausatmung wieder aus der Lunge ausgestoßen.


Hast du schon mal eine Atemübung gemacht und dir ist dabei schwindelig geworden? Hast du die Vermutung, dass es daran lag, dass zu wenig Sauerstoff aufgenommen wurde?

Das ist ein Irrglaube. Der zu hohe Kohlendioxid Gehalt im Körper ist verantwortlich dafür, was bedeutet, dass die Ausatmung kürzer oder weniger stark war, als die Einatmung.


Ziel ist es den Atemfluss der Einatmung und Ausatmung gleichmäßig lang zu führen.


Eine kontrollierte, tiefe und gleichmäßige Atmung hat viele psychische und physische Vorteile, hier nur einige genannt:

  • Vergrößerung des Lungenvolumens

  • Dehnung der Brustmuskulatur

  • Stärkung des Zwerchfells

  • Mehr Klarheit

  • Höhere Aufmerksamkeit

  • Bessere Konzentration


Übung:

Setze dich in eine aufrechte Sitzposition, gerne in einen Lotussitz, wenn du geübt bist oder in einen Schneidersitz. Setze dich eventuell auf ein Kissen, um deine Hüfte höher zu positionieren, als deine Knie. Falls das für deine Knie zu unbequem ist, kannst du dir auch etwas unter die Knie legen.

Richte deine Wirbelsäule auf, hebe dein Brustbein und entspanne deine Schultern. Das ist die ideale Ausgangsposition, um mit einer Atemübung zu starten.

Atme nun tief und gleichmäßig durch deine Nase und auch wieder aus.

Zähle während der Ein- und Ausatmung bis 4. So stellst du sicher, dass deine Einatmung und Ausatmung gleich lang geführt werden. Wiederhole dies 10 Mal. Mit der Zeit und der Übung kannst du bis 6, 8, 12, 16,… zählen, um so dein Atemvolumen immer weiter zu erhöhen.



Indische Gelehrte waren früher, wahrscheinlich auch heute noch, der Auffassung, dass jedem Mensch eine bestimmte Anzahl an Atemzügen zur Verfügung steht. Wenn wir unseren Atem länger und bewusster führen und im geübten Zustand auch mit Atempausen kombinieren, könnten wir unser Leben verlängern. Diese Erkenntnis haben sie aus dem Tierreich: Eine Maus atmet bis zu 230-mal pro Minute und lebt nur 3 Jahre. Eine Riesenlandschildkröte hingegen, das am längsten lebende Landtier mit einer Lebenserwartung von 80-120 Jahren, atmet nur 4- bis 6-mal pro Minute.


Den Fokus mehr auf eine bewusste Atmung zu legen ist gerade im Alltag sehr herausfordernd. Viele Ablenkungen kreuzen unseren Weg. Dabei verlieren wir den Fokus und leiten diesen auf andere Dinge: zukünftige Szenarien, Sorgen, Ärger - häufig Dinge, die so nie eintreten oder uns unnötig ablenken. Was aber definitiv eintritt ist unsere erste Einatmung und unsere letzte Ausatmung.


Wir haben es selbst in der Hand das Leben zwischen diesen Atemzügen zu nutzen, um etwas Bedeutsames zu schaffen und das wahre Wunder des Lebens zu erfahren.


Im ashtanga Yoga praktizieren wir die ujjayi Atmung. Wenn du mehr über diese Atemtechnik erfahren möchtest, lies unseren Blogbeitrag hier: https://www.yogawerk-bocholt.de/post/ujjayi-atmung


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